Extremwinter mit Frostschäden waren in dieser Zeit nicht selten! Nur wenige Wärmegrade mehr schützten vor Blütenfrost, garantierten eine ertragreiche Obsternte sowie eine bessere Fruchtqualität. Spalierobst war damals eine wichtige Vitaminquelle für die gesamte Bevölkerung.
Außerdem ermöglichte die etwas wärmere Lage an den Gebäuden und Mauern die Anpflanzung von weniger widerstandsfähigen Obstsorten, die aus südlichen Ländern stammten.
Was ist der Unterschied zwischen einem Spalierobstbaum und einem normalen Obstbaum?
Bei einem Spalierbaum handelt es sich um eine besondere Erziehungsform, bei der die natürliche runde Wuchsform der Krone zu einem echten Platzsparer verwandelt wird. Mehrere übereinander stehende Leitäste bilden die charakteristische etagenförmige Kronenstruktur, die in der Tiefe wenig Platz beansprucht. Außerdem ist die Stammverlängerung entfernt oder waagerecht an das Spalier gebunden. Weil das Fruchtholz an den Leitästen jedes Jahr stark zurückgeschnitten wird, bleiben nur wenige Fruchtknospen stehen, aus denen sich die Früchte entwickeln. Alle übrigen Triebe, die aus dem Spalier hinausragen, werden entfernt. Spalierobst bekommt mehr Sonnenlicht und wird süßer und saftiger. Neben der einfachen Etagenkrone gibt es auch komplizierte U- und V-förmig erzogene Spalierkronen.
Warum sollten Sie hochstämmiges Spalierobst pflanzen?
Spalierobstbäume können an frostsicheren Hauswänden gepflanzt werden, sodass Ernteausfälle durch Blütenfrost seltener auftreten. Sie bieten auch noch weitere Vorteile für moderne Gemüse-, Haus- und Cottage-Gärten. Die attraktiven schmalen, aber hohen Spalierobstbäume sind Platzsparer, mit denen sich begrenzte Räume und Flächen ausnutzen lassen. Mit den etagenförmig aufgebauten Kronen können Sie hohe Obsthecken anlegen, die auch in kleinste Vorgärten passen. Langstämmige Spalierobstbäume eignen sich perfekt für Grundstücksgrenzen, wo sie einen lebendigen grünen Spalierzaun bilden, der als Sichtschutz und Schattenspender dient. Dank des Hochstamms bleibt der Überblick über den Garten erhalten und die Nutzung von Zufahrten und Gehwegen wird nicht behindert.
Die üppigen Blüten und Früchte sowie die schönen Herbstfarben der Blätter machen eine frei stehende Spalierhecke zu einem Highlight im Garten. Früher gehörten Spalierobstbäume in vielen ländlichen Regionen Deutschlands zu einer typischen Hausfassade. Ein dekorativer Spalierbaum gibt alten Bauernhäusern das traditionelle Aussehen zurück.
Dank der langen Baumstämme und der optimalen Lichtverhältnisse in der schmalen hohen Krone können Sie auf einer verhältnismäßig kleinen Fläche viel mehr sonnengereiftes Qualitätsobst ernten.
Wunderschöne, üppig blühende Obstbäume an einem Spalier liefern reichlich Pollen und Nektar für bestäubende Insekten und sind ein Lebensraum für eine Vielzahl von Tieren.
Welche Obstarten eignen sich für ein Spalier mit Hochstamm?
Nicht alle Obstarten und -sorten sind für Spaliere geeignet. Spalieräpfel und Spalierbirnen sind am weitesten verbreitet, weil diese Baumarten das waagerechte Anbinden der Leitäste akzeptieren. Pfirsiche, Aprikosen und Sauerkirschen sind eher für ein V-förmiges Spalier geeignet, da die Hauptäste nicht waagerecht ausgerichtet werden können.
Wo und wann pflanzt man einen Hochstamm-Spalierobstbaum?
Platzsparende hochstämmige Spalierbirnen und Spalieräpfel brauchen nur einen schmalen Streifen an sonnigen Hauswänden, Grundstücksgrenzen und Zäunen. Für diese Obstarten eignen sich alle Gebäudemauern in südlicher oder südwestlicher Lage. Kirschen und Pflaumen sollten dagegen etwas im Halbschatten stehen, weil die Temperaturen an den Mauern mit Südausrichtung zu hoch werden können. Hauswände mit einem breiten Dachüberstand eignen sich weniger, weil die Wurzeln zu wenig Regenwasser bekommen. Spalierobstbäume können als Solitär frei stehend und als Hecke gepflanzt werden.
Ideal ist die Pflanzung im Herbst, allerdings ermöglichen die Wurzelballentaschen auch frostfreie Wintertage und das zeitige Frühjahr.
Wie schneidet und pflegt man einen Spalierobstbaum?
Entscheidend beim Spalierobst ist der regelmäßige Schnitt. Weil das fruchttragende Holz möglichst kurz gehalten werden muss, sollte im Winter und im Sommer geschnitten werden. Das Fruchtholz wird im Winter bis auf wenige Fruchtknospen stark eingekürzt. Für die Bildung neuer Astetagen bindet man die oberen neuen Triebe herunter. Alle überflüssigen Zweige und Wasserreiser können im Sommer entfernt werden. Sobald sich die Etagenkrone aufgebaut hat, wird der Arbeitsaufwand deutlich geringer.
Bäume, die größer geworden sind, brauchen kein Bambusspalier mehr. Frei stehende Spalierhecken aus Obstbäumen bekommen durch ein Drahtgerüst einen sicheren Stand. Spaliergitter an Mauern und Fassaden geben einer noch wachsenden Obstbaumkrone einen zusätzlichen Halt.
Im Prinzip unterscheidet sich die Pflege des Hochstamm-Obstbaums am Spalier kaum von den Maßnahmen für normale Obstbäume. Reichhaltiger Kompost und handelsüblicher Grunddünger decken den Nährstoffbedarf. Hochstämmige Spalierobstbäume an Hausmauern benötigen besonders bei Hitze und Trockenheit reichliche Wassergaben, weil die Verdunstung stärker ist. Kontrollieren Sie die Bäume regelmäßig auf Schädlingsbefall und ergreifen Sie die entsprechenden Maßnahmen zum Schutz der Pflanzen.